3.8.16

Bombe im Rucksack - 14.Pilgertag

Auf dem Oberfränkischen Jakobsweg
von Marktschorgast nach Bayreuth 26km

Der erste Hahn kräht um 5:04 Uhr. Da freust du dich. Das du das mal so in Wirklichkeit erlebst. Naja, deswegen geht man ja auch pilgern. Die Natur so wie sie ist, ganz unverstellt kennen zu lernen. Dann kräht der zweite Hahn, der sicherlich den ersten kennt, um 5:05 Uhr. Da denkst du dir, wunderbar, so ist eben das Landleben. Jetzt würde man sozusagen: "Mit dem Hahn aufstehen", naja ich muß ja nicht, denke ich und versuche mich auf die andere Seite zu drehen. Da kräht der dritte Hahn um 5:06 Uhr und mir wird es langsam, aber sicher zu viel mit dem Landleben und den verlotterten Hühnern, die kein Benehmen kennen. Und als die Hühner 4 und 5 um 
5:07 Uhr und 5:08 Uhr noch dazu kommen suche ich bleich, aber entschlossen nach der Dienstwaffe. RUHE!!! Kümmert euch um eure Eier!


Bayreuther Festspielhaus am grünen Hügel

Ich muss nicht gerade vertrauenserweckend ausgesehen haben, als ich den "Grünen Hügel", den heiligen Ort der Bayreuther Festlichkeiten erreiche. Ironischer Weise führt der Jakobsweg direkt daran vorbei und ich begegne den ersten Zuschauern. Fein und in Schale geworfen schauen sie mir nach. Manche schauen auch neidisch. "Was wird gegeben?", frage ich. "Der fliegende Holländer", antwortet man mir. "Ein Glück, nicht so lang. Die Stühle sind hart." Ich lache, wir lachen.

2.8.16

Sülze und Bratkartoffeln - 13.Pilgertag

Auf dem Oberfränkischen Jakobsweg
von Helmbrechts nach Marktschorgast 26km


Spontan kannst du Kirschen essen, aber kein Quartier suchen. Wenn du Hunger hast ist Schluss mit lustig, da kannst du soviel Pilgerbücher lesen wie du willst und wenn du frierst und endlich diesen verdammten Rucksack los werden willst, solltest du dein Handy lobpreisen, denn da braucht man nur mal eben kurz raufzugucken und schon sieht man unmissverständlich in welche Richtung Gott den Weg weißt. Nämlich zum nächsten Gasthof. Zielsicher und ohne wenn und aber. Du brauchst nur dem elektrischen Pfeil folgen, gesteuert von GPS Satelliten, ja, je mehr je besser. Das nenne ich wahrhaft "Höhere Gewalt". Ich lasse mein iPhone vergolden, sobald ich wieder zu Hause bin.


Opel Manta, das sind noch Autos!

In Marienwerder überrascht mich ein Kloster von überwältigender Schönheit. Dann kommt der Regen. Das Wirtshaus in Marktschorgast zeigt sich unterkühlt. Ich friere. Decke meine Beine verstohlen mit der Tischdecke zu. "Einmal Sülze und Bratkartoffeln". Es gibt Obstler. Der hilft. Die schroffe Kellnerin kocht ausgezeichnet. 

Wir trinken beide Obstler, bis wir uns duzen. Dann erzählt sie mir von ihrer Tochter und dem behinderten Kind und das sie die Wirtschaft nicht mehr schaffe ohne die Tochter und überhaupt wird alles teurer. Das ist schön, dass ich vom Theater komme, sagt sie. Sie war auch schon mal im Theater. In ihrer Kindheit. Das war aber ein Puppentheater. Da hätte sie gelacht und geweint. Beides zur selben Zeit. Das das geht, darüber hätte sie sich gewundert, damals als sie noch ein Kind war.

Das Quartier ist gleich nebenan. Ich kippe um und schlafe so wie ich bin, noch in den Sachen ein.


Garmin Connect


Nächstes Kapitel: Bombe im Rucksack - 14.Pilgertag


1.8.16

Ein Bett im Kornfeld - 12.Pilgertag

Auf dem Oberfränkischen Jakobsweg
von Hof nach Helmbrechts 21km

Schön ist der Frankenwald denke ich und schaue in die Ferne. Bis nach Santiago de Campostella sind es noch 2880 Kilometer. Da hinten muß es sein. Ein Katzensprung. Von nun an geht es auf dem Oberfränkischen Jakobsweg weiter. Er wird mich über die nächsten 183 Kilometer nach Nürnberg führen.


Helmbrechts, Bayern, Deutschland

Die Bilder wiederholen sich: Wiesen, Felder, Wald und Dorfplatz, dann Kühe, Katzen und ein Hund, der bellt, Pferde auf der Koppel und zwischendurch gibts wilde Kirschen. Die sind klein, aber schmecken köstlich. Dann wieder Wiesen, Felder, Wald und Dorfplatz,  Kühe, Katzen, Hund und Kirschen und plötzlich bist du in der nächsten Stadt. Da gibt es dann ein Lidl, Netto, oder Erika, zwei Döner, ein Grieche und ein Bäcker und so geht es immer fort und man kommt man quer durchs Land.