24.11.17

Mutter - 33.Pilgertag

Auf dem Oberschwäbischen Jakobsweg Ulm - Konstanz

von Bad Waldsee nach Ravensburg 28,1km

Ich brauche diese Tage. Den Wanderstock, abgegriffen und gewohnt. Die Schuhe geben Halt. Ich brauche diesen Duft nach Tanne, nach Buchen. Ich bin schier unendlich damit beschäftig in die Ferne zu rennen, gierig nach Entfernung, als wäre dort die Erlösung, oder Ruhe. Dies ist vielleicht die schönste Etappe auf dem Oberschwäbischen Jakobsweg und heute sind die Farben bunt, denn die Sonne ist wieder da. Auch der Raps steht und erinnert an den Mai. 

Und ich denke an meine Mutter, die ihren 79. Geburtstag um zwei Tage verfehlte. Der Krebs hat sie besiegt. Und ich habe mit meinem Vater die letzten Wochen an ihrem Bett verbracht und dann kamen Leute die das weiße Tuch über ihr Gesicht zogen. Und dann haben sie dieses Stück Mensch, diesen leblosen Körper, der eben noch meine Mutter war, in einem Laken wie ein Stück Holz aus der Wohnung getragen.



"Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen."



Auf dem Weg in Richtung Süden noch vor Gombach sehe ich sie zum ersten mal, die Alpen. Mit welch majestätischer Selbstverständlichkeit sie ihre Größe demonstrieren. Sie haben ihren Machtanspruch walten lassen, fünfzig Kilometer von mir entfernt. Bis hierher habe ich es schon geschafft.

Weingarten mit Blick auf die Basilika

Die Basilika von Weingarten lässt italienische Gefühle. Mein Gott welch erhabene Schönheit und Kreativität in diesem Bauwerk steckt. 


Basilika von Weingarten

Sechs Kilometer später, in Ravensburg angekommen, kaufe ich mir eine Büchse Bier, setze mich auf eine Bank und telefoniere nach Hause. "Das Leben ist schön, Vater!" - sage ich. "Wir müssen nur noch ein wenig warten bis unsere Tränen ausgeweint sind. Aber das Leben ist schön!

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