30.7.16

Jürgen Croy - 10.Pilgertag

Auf dem Sächsischen Jakobsweg
von  Langenfeld nach Oelsnitz 32km

Falkenstein/Vogtland, Sachsen, Deutschland

Komisch, mir tut gar nichts weh, irgendwie unheimlich. Schon seit zwanzig Minuten nicht. Seitdem ich heute loslief gar nichts. Nicht mal ein leichtes ziehen am Schienbein. Das habe ich doch eigentlich immer. So ein leichter Schmerz ist ja zu verkraften und erinnert beruhigend daran anwesend zu sein. Wenn mann aber gar keinen Schmerz verspürt, an keiner Stelle nirgendwo, da fehlt doch was. Als wäre man gar nicht da. Das kann ja nicht gesund sein, so ganz ohne Schmerzen. Bestimmt kommt das Dicke Ende noch. 

Wenn ich mich umdrehe kann ich von oben herab auf Langenfeld sehen. Die ersten 2 Kilometer ging es steil bergauf. Laub säumt die Wege. Der Herbst schickt seine Vorboten. 

An manchen Weggabelungen gehen die Hinweisschilder aus. Hätte ich mein iPhone nicht, mit seinem unbestechlichen GPX Track, wäre alles beschwerlicher. Sollte ich jemals wieder zu Hause landen werde ich es vergolden lassen, mein Handy.





Falkenstein/Vogtland, Sachsen, Deutschland

Schon weit vor Oelsnitz, dem Ziel meiner heutigen Etappe, höre ich Musik. Ute Freudenberg singt "Jugendliebe", dann gibt es kein Erbarmen mit Harpos "Movie Star" und, damit der Würgereiz nicht nachlässt schickt man zum Knock out noch "Alt wie ein Baum" über die Felder. Ich lese auf Plakaten: "Heute ist Gartenfest in Oelsnitz."

Oelsnitz/Vogtland, Sachsen, Deutschland

Am Schloss Voigtsberg laufe ich hinunter in die Stadt. Im Hotel "Altdeutsche Bierstuben" nehme ich Quartier. Der Schriftzug der Buchstaben ist in altdeutsch geschrieben. "Die Leute lieben das!" Werner, der Hotelier und Gaststättenbesitzer nimmt mich in Empfang und zeigt mir das Zimmer. "Wollen sie bei uns zu Abend essen? Wir haben Hausmannskost. Deutsche Küche!" "Gerne, ich bin zwar Halbiraner, aber nehme die Roulade". "Darf es ein Kloss mehr sein?, meine Frau wird kochen." Werner lächelt vieldeutig.


Und so sitze ich, weil Gartenfest in Oelsnitz ist, wenig später allein mit Werner in den "Altdeutschen Bierstuben" und esse die wahrscheinlich beste Roulade der Welt. Beim zweiten Bier fangen wir an über Fußball zu reden, über Jürgen Croy dem DDR Nationaltorwart und Held unserer Kindertage, dem besten Torwart seiner Zeit, sieht man einmal vom Italiener Dino Zoff ab und beim dritten Bier werden wir Freunde, fast hätte ich gesagt "altdeutsche Freunde".

"Erinnerst du dich noch an das Freistoßtor gegen Brasilien? 1974?"
"Genau"
"Jairzinho hat sich fallen lassen. Der hat mitten in der DDR Abwehrmauer gestanden und sich fallen lassen. Der Ball ging genau durch die Lücke. Rivalino hat geschossen."
"Genau!"
"Wahnsinn!"
"Genau!"
"Croy hatte keine Chance"
"Genau!"
"Croy war der Beste"
"Genau!"



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