25.7.17

Jemand - 21. Pilgertag

Auf dem Jakobsweg Nürnberg - Ulm
von Schwabach nach Kalbensteinberg 34,4km


Ich könnte Bäume ausreißen. Schnell erledige ich schon auf den ersten Kilometern meine Hausaufgaben. Text lernen. Lessing, Arthur Miller und Bodo Wartke stehen heute auf dem Programm. Hinter Schwabach tritt man in die Fußstapfen alter Handelsstraßen. 

Kapelle am Heidenberg

Hinter dichten Bäumen auf einer Anhöhe, am Heidenberg, zeigt sich eine moderne Kapelle. Eng gereihte Eichenstehlen formen den Innenraum. Ein schlichter Kalkstein mit einer Glasplatte bildet den Altar. Ich sitze und schweige. Dann überkommt es mich. Und wie aus Schleusen, die sich öffnen, nach viel zu langer Zeit, dem Druck endlich nachgeben, fallen mir die Tränen aus den Augen und ich weiß genau warum.




Dann fange ich an zu beten, suche nach dem Text, der in der Bibel steht und nicht in meinem Kopf, der sich wie aus fernem Nebel wieder bildet und gestehe mir ein, ich habe Angst. Der Krebs, der sich meine Mutter ausgesucht hat, will nicht weichen. Fest drücke ich meine Hände aneinander. Ich, der das beten nie gelernt hat. Leise schließe ich die Tür, als wäre noch jemand darin. Jemand der nicht gestört werden darf.




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Nächstes Kapitel: Den ganzen Tag - 22. Pilgertag